Interviewer:
Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich befinde mich hier am Südrand der Stadt Bonn und damit an der Südgrenze der Kölner Bucht. Hier fließt der Rhein durch eine Engstelle zwischen Drachenfels und jemandem, den ich ihnen hier und heute näher vorstellen möchte. Ich begrüße herzlich Vulkan Rodderberg.
Guten Tag, Herr Rodderberg.
Vulkan:
Guten Tag, ich grüße Sie.
Interviewer:
Eine schöne Wohnlage haben sie hier...
Vulkan:
Allerdings...
Interviewer:
Seit wann - wenn man so will - "wohnen" sie denn schon hier ?
Vulkan:
Nun, mein Urgestein besteht hier seit ungefähr 800.000 Jahren - das eine oder andere Jahr vergisst man da schon mal...
Aber eigentlich bin ich erst seit meinem ersten Ausbruch ein "richtiger" Vulkan.
Interviewer:
Wann war das ?
Vulkan:
"Mmmh, das müsste so ungefähr vor 300.000 Jahren gewesen sein".
Interviewer:
300.000 Jahre, mit Verlaub, ein stolzes Alter...
Vulkan:
Wie bitte ? Ich bin der jüngste Vulkan der ganzen Gegend! Und der nördlichste dazu...
Der große Siebengebirgsvulkan gegenüber ist schon 25 Millionen Jahre alt und auch die Vulkane rund um den Laacher See sind bedeutend älter als ich. Dagegen bin ich ein junger Hüpfer...
Interviewer:
Ja, schon gut, aber hüpfen tun sie auch nicht gerade...
Vulkan:
Wie sollte ich auch .. ? Aber wir Vulkane verstehen uns hier ganz gut, obwohl wir alle aus verschiedenen vulkanischen Zeitaltern stammen. Übrigens einzigartig in Mitteleuropa.
Interviewer:
Sie sollen sie in ihrer Jugend ziemlich ungestüm gewesen sein...?
Vulkan:
Nach meinem ersten Ausbruch war ich quasi Feuer & Flamme und hatte dann noch einige weitere schöne Ausbrüche.
Einmal habe ich das hier damals vorhandene Grundwasser mit meinem aufsteigendem Magma zusammengebracht und POFF!
Das hat sich um das 1000fache ausgedehnt und hier oben alles weggesprengt.
Seit dem habe ich diesen imposanten Sprengkrater - immerhin mit einem Durchmesser von rund 800 Metern und einer momentanen Kratertiefe von immerhin noch rund 50 Metern. Und aktuell habe ich es auf eine Höhe von 195,3 Meter (über N.N.) gebracht.
Interviewer:
Ihre Höhe lässt außergewöhnlich schöne Ausblicke zu...
Vulkan:
Das Rheintal und die Kölner Bucht sind schon imposant.
Als Mensch können sie von hier aus sogar sehr oft den Kölner Dom sehen.
Interviewer:
Haben sie denn weitere Ausbrüche in Planung ?
Vulkan:
Früher war ich echt ein heißer Typ...
Vor ca. 26.000 Jahren habe ich aber damit aufgehört. Zuviel Rauch - und Rauchen ist ja bekanntlich ungesund....
Aber wer weiß - vor Rückfällen ist man nie sicher...
Interviewer:
Bitte nicht...
Vulkan:
Ich widme mich jetzt mehr der ruhigeren Natur...
Interviewer:
Das sieht man. Auf ihnen tummeln sich viele Pflanzen und Tiere - auch sehr seltene sollen darunter sein...
Vulkan:
Allerdings, ich habe seit 1927 immerhin rund 73 ha unter Naturschutz stehendes Gebiet vorzuweisen.
Über 40 Arten der Roten Liste Nordrhein-Westfalen biete ich eine Heimat.
Haben sie übrigens die Blutströpfchen bemerkt ?
Interviewer:
Sind sie verletzt ?
Vulkan:
Ha, ha ,ha.
Blutströpfchen ist der Name eines seltenen Schmetterlings, der hier heimisch ist, sie Dummerchen.
Interviewer:
Nun ja, nun ja....
Wie bekommen ihnen denn die Menschen und die moderne Zivilisation ?
Vulkan:
Wir kommen insgesamt gut miteinander aus. Pferdeliebhaber und Spaziergänger mit und ohne Hunde teilen
sich in aller Regel in gutem Umgang miteinander meine Oberfläche.
Interviewer:
Was stört sie denn besonders ?
Vulkan:
Aufgrund meiner Jugend bin ich noch etwas empfindlich. Daher bekommt es mir nicht, wenn man mich zumüllt oder überstrapaziert. Insbesondere Tagesausflügler, die ansonsten nichts mit mir zu tun haben, lassen viel Unrat zurück - leider nicht immer in den vorgesehehen Abfallbehältern.
Und manch einer achtet auch nicht darauf, dass insbesondere Pferde-, Menschen- und Hundekot nicht nur an Schuhsohlen unangenehm ist, sondern auch das empfindliche Ökosystem belasten können.
Abgesehen davon möchte ich auch nicht unangenehm riechen...
Wie stünde ich denn dann vor den anderen Vulkanen da ?
Interviewer:
Ihr Zukunftswunsch ?
Vulkan:
Insgesamt bin ich mit meinen Gästen zufrieden. Meine Stammgäste, die teilweise schon zu Freunden geworden sind, lassen die Pflanzen an Ort und Stelle, entfernen den Kot ihrer Haustiere und nutzen die Abfallbehälter, bleiben überwiegend auf den Wegen und gehen respektvoll miteinander um.
Mein Wunsch wäre, dass sich alle Besucher so verhalten.
Dann könnte man auch auf Verbotsschilder verzichten und meine schöne Natur käme mehr zur Geltung.
Ansonsten sollte ich vielleicht noch mal über einen Ausbruch nachdenken...
Interviewer:
Ich wünsche ihnen für die Zukunft alles Gute. Vielen Dank für das nette Gespräch.